Am Morgen danach denkt man ja ausführlicher und kritischer:
Erstmal allgemein:
Ich fand das WLAN vergleichsweise gut. Irgendwann bricht sowas einfach zusammen, das gehört dazu. Enttäuscht war ich doch von der Stromversorgung und ich meinte auch von Netzwerk per Kabel was gehört zu haben. Fehlanzeige.
Überrascht bin ich etwas vom massiven werbepartnerschaftlichen Engagement. Und dann gibts (bis jetzt?) noch nicht mal devotionale Konferenz-T-Shirts? Überdimensionale Partner, nicht nur auf der Website, sondern auch allzuoft als Menschen auf der Bühne. Und was hat der Google Pressesprecher auf der PK gemacht? Hab ich da was verpasst?
Die Verpflegung ist nach Berliner Maßstäben in Ordnung, im Weltvergleich also eher mies. Kaffee aus Pappbechern und Buletten mit Plastiksenf. Bring das mal in Frankreich.
Wie auf jeder Konferenz, die ich erlebt habe, gibt es ein – mir unverständliches – Problem:
Zu den einzelnen Vorträgen gibt es weder die Folien einheitlich irgendwo als Download, noch gibt es Linksammlungen oder eine zentrale Kommentarmöglichkeit. Warum ist das eigentlich so? Sicher wollen manche die Folien nicht rausgeben; vielleicht fürchten Veranstalter, das dann keiner mehr kommt … Ich versteh es nicht. Gefilmt und mitgeschrieben wird doch sowieso.
Nun zum Inhalt:
Mythen der Blogosphäre
Wirklich knapp und gut vorgetragen und mal aufgezeigt, wie Vor- und Schnellurteile auf den Punkt entkräftet werden können. Alle Blogger sehen aus wie Ix? Nur wenn man in einer deformierten Stichprobe fischt (Folie6). Die ganz alte Nummer vom politisch öffentlichkeitswirksamen Blog, vor dem die Presse sich fürchten muss? Die (wenn auch selbst evtl. deformierten) Zahlen sprechen für sich (11). Alles sowieso nur Mist? Klar, warum auch nicht. Solang es mein Mist ist. (16).
Partizipatorisches Internet
Na also der Titel klingt nun etwas zu weit für das Gehörte, oder? Ja und nein. Partizipation klingt so anstrengend wie einen Wikipedia-Artikel anfangen oder ein Blog installieren. Felix zeigte anschaulich wie erfolgreiche Dienste möglichst viel von silent input leben, also Daten sammeln, die der Nutzer sowieso irgendwie und -wo anlegen würde, nur klüger und ihn dabei mit nützlichen Features unterstützen. Flickr und delicious als Beispiele sind vielleicht erst auf den zweiten Blick einleuchtend. Und die Grenze zum heimlich Daten mitschneiden wirkt nahe. Aber das ist keinesfalls gemeint. Transparenz und Datensicherheit sind das Fundament. Ohne Vertrauen sicher auch keine Partizipation.
Sehr interessant war auch der Hinweis auf das Verhältnis von Marke zu Nutzer. Also wer sich mehr in den Vordergrund spielt wenn man auf die Anwendung schaut. Bei WordPress oder auch MySpace »gehört« die Seite dem Einzelnen. Bei Wikipedia oder YouTube ist das etwas verschoben, aber der Nutzer ist doch im Mittelpunkt. Wer sich wirklich als Plattform und Dienstleister darstellt und auch versteht hat Pluspunkte. Wer seine Produktmarke mit UGC aufzuckern will, sollte das nicht vergessen.
GIbts die Folien eventuell als Download? Und dein Bild will ich mal in groß sehen, bitte :)
Brauchen wir eine Blog-Etikette?
Ich glaub, nicht mehr und nicht weniger als Status Quo. Ein Verhaltensmaßstab handelt sich über Zeit in einer Gruppe einfach aus. Einen Codex aufschreiben? Wer soll denn das lesen? Und dann macht man den Blogführerschein, oder wie? Na so war das auch nicht gedacht vom Podium, schon verstanden. Aber was soll das Thema dann bedeuten? Konsens ist doch einigermaßen, das man auf Quellen gefälligst ordentlich verweist; wenn man wörtlich zitiert, dieses sichtbar tut. Und Kommentare löscht man genau dann, wenn man es für nötig hält. Genauso läßt man Kommentare auch nur zu, wenn man das will. Es gibt sowieso genug Annotation-Communities. Außerdem kann man immer zitiert und verlinkt werden. Dafür schreibt man ja auch öffentlich.
Sicher, genau das ist vielleicht nicht jedem medienunkompetenten Neublogger klar. Aber das ist doch kein Problem. Da wird man eben sozialisiert. Wie man sich in der Straßenbahn verhält, lernt man auch nicht auf der Schule. Vielleicht bin ich zu blauäugig? Was ist eigentlich aus der Reform des Abmahnrechts geworden?
Generation MashUp
Erstaunlich war, fast gar keine Mashups als Beispiele genannt wurden und der Begriff eigentlich im Sinne von »Ich benutze eine Datenquelle« oder »Ich bin eine Datenquelle« verwendet wurde. Ich verstand als Mashup immer »ich mach aus zwei Datenquellen was Drittes«, so im Sinne vom Grey Album. Egal. Der Mann von Google hat sich eigentlich sehr gut gegen die Stiche aus Publikum und Podium pariert und häufig die Argumente aikido-mäßig umgemünzt. Und wer dachte Google wäre die Wohlfahrt oder eine kostenlose API umsonst hat wahrscheinlich auch eine Paybackkarte.
Gerne hätte ich noch gefragt wie denn Amazons Vorgehen im Fall alexaholic zu verstehen ist, aber erstens war Amazon ja nicht da und zweitens war ich schon recht platt vom Spektakel auf der Bühne. Fazit ist wohl: Einen Dienst auf einen anderen bauen ist solange ok wie es der Quelle passt. APIs kann man selbstverständlich irgendwann einfrieren oder ändern oder die Nutzungsbedingungen anpassen. Im Zweifelsfall hängt man einfach Werbung mit rein und bietet eine kommerzielle Version. Und das alles ist auch ganz in Ordnung so. Man sollte halt nur vorher schon dran denken.
Genug gedacht. Heute nachmittag wieder dort zum neu denken.
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2007-04-12 13:41
moin,
switches haben wir genug, kabel können angeschlossen werden. das stromproblem versuchen wir durch mehr mehrfachstecker zu lösen. t-shirts wollten wir haben,aber ein sponsoring dafür hat dann kurz vor der re:publica doch nicht geklappt,womit wir eigentlich gerechnet hatten. durch ostern war dann alles zu kurzfristig für plan b. sponsoring ist leider notwendig, um teilnehmern goldene turnschuhe zu verschaffen und anderen einen kostengünstigen eintritt zu gewährleisten. aber dürfte sich im vergleich zu anderen konferenzen im rahmen halten. folien werden, soweit sie uns erreichen, nach der konferenz in das pentabarf-system eingepflegt. das ist dann die zentrale dokumentationsstelle.
ansonsten noch viel spass.
2007-04-12 14:24
markus, danke für die klarstellungen. wo sind denn sie switches? dahinten. na gut. das mit den t-shirts ist schade. zumindest gabs aufkleber ;) das mit dem sponsoring versteh ich ja, über irgendwas mußte ich aber auch schimpfen. pentabarf: das wollte ich hören. sind die audio/videos dann auch da? spaß hab ich. bis gleich.
2007-04-12 19:58
die videos werden wir zeitnah bearbeiten und hoffen, dass sie in wenigen tagen/wochen online sein werden. schimpfen ist ja ok, wollte auch nur mal erklären, was der hintergrund ist. wir wollten ja alles perfekt machen, aber in der kürze der vorbereitungszeit hat leider nicht alles wie geplant geklappt.schön ist es aber trotzdem, oder?
2007-04-12 20:30
na sicher.