ich bin auf der typokonferenz in berlin, thema: »shift«. gestern noch dazu entschlossen, was den einlaß für mich erleichtert hat, da am anderen schalter, wie man mir telefonisch vorab extra mitteilte. werde am eingang von jürgen siebert angesprochen, der mich durch den hintereingang zu reservierten plätzen führt. weil er mich aus dem internet kennt. na bitte. jemand verrät mir das wlan-passwort, das ich in den erfreulich spärlichen unterlagen in der konferenztasche nicht finde. ein programm vermisse ich in der tasche auch, aber ich hab ja jetzt internet.
ich habe mich entschlossen ab und zu mitzuschreiben. sicher gebe ich im laufe des tages auf. der akku des laptop hält ja auch nicht so lange. und meiner auch nicht. hier aber dennoch meine notizen, die durchgängige kleinschreibung bitte ich zu entschuldigen. ebenso, wenn es zwischendurch unverständliche sätze gibt, und der insgesamt knuffelige stil – offensichtlich habe ich keine übung und korrigiere das später nur oberflächlich. bin ja kein journalist, echt jetzt.
christoph keese von axel-springer hält die keynote über die (m.E. autosuggestiven) heilsversprechungen des ipad. er versteht offenbar kaum was von technologie, scheint auch von schrift wenig zu verstehen.
ich verstehe dafür von onlinenews und news-nutzern nicht alles. insgesamt bin ich mittelmäßig erschüttert von seinen argumentationsketten. wenn er recht hat, muss ich einiges überdenken. die wahrheit liegt wohl in der mitte.
ich versuche mich zu erinnern was @diplix schonmal über ihn geschrieben hat. glaube, dass er auch nicht immer seiner meinung war.
christoph keese zeigt bilder von der ipad-edition der nyt. jammert das photos im internet so unflexibel layoutet sind, man müsse mit dem template klarkommen oder einen coder bestechen, um mal was zu ändern. er glaubt irgendwie das wäre bei ipad besser. huh? jedenfalls begründet er darauf die “renaissance der bilder”.
er erzählt vom megatrend mobile/tablet und glaubt, dass weder print noch paid content stirbt. ipad sei auch parallelmedium und rückkanal für tv-konsum. er findet computer zu kompliziert, ipad aber total super.
journalismuskonsum werde sich zukünftig an der aktuellen situation des lesers orientieren. das gerät werde das in zukunft erkennen, anhand der tageszeit und sensoren oder so. er behauptet hauptsächlich unbelegt rum.
insgesamt findet er ipad-apps machen wäre einfacher als printmagazine machen. weil die navigation einer zeitschrift kompliziert und planungsbedürftig sei.
zeigt bild-app. ist begeistert vom navigationsprinzip »anklicken und hinkommen«, scrollen per swipe und ist stolz, dass html-typografie überwunden wurde und die bild app genauso aussieht wie die gedruckte bild. natürlich auf kosten der filesize. das macht mich leicht traurig.
er behauptet “das publikum will keine ständig aktuellen inhalte” auf dem ipad. ich wundere mich sehr. die leute wären überfordert von der endlosen tiefe des von online-angeboten. daher führten auch nur einmal täglich aktualisierte apps zu längerer verweildauer ( >30 min?). ich habe ihn am ende drauf angesprochen und er hat das auch mit nutzerinterviews begründet. die verweildauer im web sein so kurz ( < 3 min), weil die meisten via suche kommen. ich denke mir, es liegt an der nutzungsituation des ipad, nicht am gestrigen inhalt und der geschlossenen form einer ausgabe. er erklärt mir später, die ausgabemetapher sei kein zwingendes vehikel zum einfachen abomodell, da man ja auf zeitbasis den zugang abonniert. wenn die leute ständige aktualität wollten, wäre das in der produktion sogar günstiger, wollen sie aber angeblich nicht. ich frage mich nun, ob die unterschiedliche verweildauer auch daran liegt, dass man appinhalte eben nicht per google findet und die googlevisits einfach den durchschnitt im web versauen. auch frage ich mich, wie erfolgreich die googlesearch auf pads eigentlich ist; ob man am ipad überhaupt recherchiert. jetzt lästert er nochmal über die enge auswahl und häßlichkeit an vorinstallierten html-fonts - glaubt auf der typo-konferenz damit irgendwas zu beweisen -, er hat offensichtlich keine ahnung von webfonts. zeigt flipboard. findet es genial. am besten findet er den blättereffekt: "ein super blättereffekt". ich so: srsly? er erklärt die aggregationslogik von flipboard, behauptet »flipboard zieht die inhalte aus den facebook-angeboten der verlage«, glaubt man könne sich entscheiden als verlag, seinen inhalt in facebook (und damit flipboard) zu reingibt oder nicht. news.me und zite bleiben unerwähnt. rss selbstredend sowieso. ich glaube flipbard funktioniert anders. ganz anders. facebook ist doch nur der login, der content kommt aus den links der friends und follower. liege ich da falsch? auf die social curation geht er jedenfalls mit keinem wort ein, scheint ihm entgangen zu sein. nochmal müssen irgendwelche smartphone-markt-prognosen als argument für paid-content herhalten. damit hat er nicht ganz unrecht, obwohl eben immer vergessen wird zu erwähnen, dass tablets und phones durchaus neben apps auch einen webbrowser besitzen. das würde sich nicht merklich kannibalisieren sagt er mir später. jetzt erklärt er, dass ipads stärker genutzt, mehr darauf gelesen wird als am desktop. es werde weiterhin kostenlos und paid geben. kostenlose inhalte wären in zukunft für suchmaschinen optimiert, weniger redaktionsintensiv, 24/7 aktuell, geringe ad-preise. paid content sei in diesen punkten das genaue gegenteil. nun die bekannte app-verkaufs-statistik von axel-springer. interessanterweise lacht keiner über die zahlen. aber wahrscheinlich hab ich einfach keine ahnung, ab wann sich eine app-produktion/paywall lohnt. er sagt mit später break-even war nach <9 monaten, also besser als print. dann lobt er pdf-ausgaben im iKiosk. er lobt vor allem die mangelnde interaktion von pdf. deswegen sei auch furchtbar populär pdfs zu lesen. ich zweifle. kindle store mit kindle-apps für ipad, iphone etc. "amazon baut den bereich periodika auf". deshalb zeigt er es. "die leute erwarten 1-click-checkout". man verlöre sonst auf jeden fall über 60% user. er möchte ein "global-single-sign-on-one-click-micro-payment" für content und alles andere. jetzt erklärt er die begriffe einzeln, die leute lachen ab und zu. ich nicht. denn das ist einer der wenigen punkte, bei denen ich ihm spontan recht gebe. blick auf die nyt paywall (die bekanntermaßen lächerlich leicht zu umgehen ist, das bleibt unerwähnt). den 90%-traffic-verlust erwähnt er, und hält es für einen erfolg. er hat nicht komplett unrecht, kommerziell gesehen. jetzt die paywalls von FT, hamburger abendblatt. er übersprint die folie über google one-pass. schade. noch ein, zwei (un)-witzige fotos am ende der präsentation, die erklären sollen wie man so ein ipad-projekt (nicht) angeht. na gut. der bericht dazu im typoblog.
weiter mit oliver reichenstein
2011-05-19 17:00
That made my day so far: @Kosmar über Christoph Keeses »Tablets als redaktionelles Medium« http://t.co/rMRvWyb #typo11
2011-05-19 18:40
Oje – Christoph Keese hat sich da wohl als print dope geoutet | thx @kosmar http://j.mp/mt89BR (via Instapaper)
2011-05-19 21:15
del diplix: kosmar.de: Typo ’11 Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium: christoph keese… http://bit.ly/jmYUZG
2011-05-19 21:49
[link] kosmar.de: Typo ’11 Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium http://bit.ly/iKZyBY
2011-05-19 21:49
[link] kosmar.de: Typo ’11 Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium http://bit.ly/iKZyBY
2011-05-19 23:11
Für mich der spannendste Link heute: @Kosmar über @ChristophKeeses Keynote auf der #typo11 http://j.mp/jKpg8I #Verlegerhoffnung #iPad
2011-05-19 23:56
Für mich der spannendste Link heute: @Kosmar über @ChristophKeeses Keynote auf der #typo11 http://j.mp/jKpg8I #Verlegerhoffnung #iPad
2011-05-19 23:56
du zweifelst … ich verzweifle. Der vortrag war als keynote (!) auf der TYPO höchst ungeeignet. Eher was für samstag nachmittag auf der kleinen bühne.
Vom präsentativen Stil ganz abgesehen … Keese lieferte den Beweis warum die Verlage so große Angst vorm Internet haben: sie haben es einfach nicht kapiert. Und im Schlaf nicht gemerkt wie es an ihnen vorbeigezogen ist.
Ich hätte wirklich gerne seine meinung zu onepass gehört. Dann wären wir vlt. noch freunde geworden. Vielleicht.
2011-05-20 10:04
Obwohl ich mittlerweile geschnallt habe das es dem gemeinen verlagzuarbeitemdem Journalisten überhaupt nicht darum geht etwas zu sagen, sondern nur darum Werberezipienten für den Verlag zu ködern, so bin ich dennoch immer wieder schockiert:
Limitierte Schriftarten sind ein Problem? Noch mal: Limitierte Schriftarten? Ich dachte es kommt auf den Content an. Aber stimmt ja, natürlich kommt es nicht darauf an wenn man nichts zu sagen hat.
2011-05-20 21:36
RT @kosmar: Typo ’11 Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium http://t.co/NjRVKUG
2011-05-20 23:47
[…] dazu passt: die keynote von c. keese (axel-springer) vom vortag. […]
2011-05-21 07:55
Printheini im Porzellanladen… #OMG RT @kosmar Typo ’11 Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium http://t.co/NjRVKUG
2011-05-21 12:33
Sehr kosmarisch geschriebener Artikel vom Kosmar: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium http://t.co/GPEIhlD
2011-05-22 19:14
[…] bisher geschah] Nachdem ich am späten Freitag nicht mehr mittippen wollte und konnte (ich bin ja keine 20 30 35 […]
2014-11-11 12:07
[…] Kosmar: Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium Kosmar: Oliver Reichenstein: Wir sind das Medium Kosmar: Kris Sowersby: Wines and Signs Kosmar: Javier Mariscal: Chico & Rita Kosmar: Andreas Bersch: Facebook Marketing Kosmar: Jörn Loviscach: Das Navi fürs Typo-Universum Kosmar: Heiko Scherer: Storytelling auf dem Tablet Kosmar: Typo ’11: Der Rest und raus […]
2014-12-03 15:36
[…] Kosmar: Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium Kosmar: Oliver Reichenstein: Wir sind das Medium Kosmar: Kris Sowersby: Wines and Signs Kosmar: Javier Mariscal: Chico & Rita Kosmar: Andreas Bersch: Facebook Marketing Kosmar: Jörn Loviscach: Das Navi fürs Typo-Universum Kosmar: Heiko Scherer: Storytelling auf dem Tablet Kosmar: Typo ’11: Der Rest und raus […]
2014-12-03 16:24
[…] Kosmar: Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium Kosmar: Oliver Reichenstein: Wir sind das Medium Kosmar: Kris Sowersby: Wines and Signs Kosmar: Javier Mariscal: Chico & Rita Kosmar: Andreas Bersch: Facebook Marketing Kosmar: Jörn Loviscach: Das Navi fürs Typo-Universum Kosmar: Heiko Scherer: Storytelling auf dem Tablet Kosmar: Typo ’11: Der Rest und raus […]