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Typo ’11: Der Rest und raus


2011-05-21

Typo Plakate

[Was bisher geschah] Nachdem ich am späten Freitag nicht mehr mittippen wollte und konnte (ich bin ja keine 20 30 35 mehr), habe ich mich aufs zuhören verlegt und bin am Samstag ganz ohne Rechner aufgekreuzt. Eigentlich blöde, denn der erste Tag ist nie der beste.

Hier, was ich erinnere:

Tim Fendley: sprach von seiner Arbeit für ein Fußgängerkartenstadtmöbelorientierungprojekt für die Londoner Innenstadt (und ein bißchen was über New York). wie man nur die Umgebung der Ubahnstationen kennt und irgendwann die Stadt im Kopf zusammenwächst. Dass man eigentlich auch alles gut erlaufen kann und wie sie daran geforscht und entwickelt haben. die Lösung ist wunderbar und auch für Berlin dringend nötig.

Yves Peters (Fontfeed): ich kam dazu als er anfing über Filmposter zu reden und wie die Trajan und die Gotham auf einer Vielzahl von Plakaten verwendet werden. Er hat mühsam ausgewertet wieviele das wohl über die Jahre waren und wie die Trends wohl zustandkamen. Interessant war, wie sich für bestimmte Filmgenres bestimmte Fonts quasi als Erkennungscode etabliert haben (z.B rote, fette Gill für Komödien, die Bank für heroische Action, Bodoni für Romantik oder eben Trajan für alles emotionalere). Das war mir so nicht offenbar.

Warteschlange

Markus Hanzer, Professor aus Österreich, hielt eine Vorlesung, deren Inhalt in meiner Erinnerung nur schemenhaft ist (ich bin wohl auch mal weggenickt) – ich weiß nur, es war phänomenal exakt formuliert und ging um den Einfluß des Gestalters auf das Universum oder so.

Er ist gefühlt durch die ganze Menschheitsgeschichte gewandelt, hinter ihm ein endloser Stream von perfektionistischen Strichzeichnungen durchgepauster, teils bekannter Fotografien, die – ich schätze mal, einem Heer von Studenten – ihm eine Heidenarbeit gemacht haben müssen. Es war Tobak in Aspik, wie ich zu sagen pflege (zumindest hab’ ich diese Beschreibung währenddessen erfunden).

April Greiman, die in LA zwischen Kunst, Design und Architektur arbeitet, hielt einen unaufgeregten, ätherischen Vortrag, der wunderbar poetisch, typografisch leicht angestaubt war. Und mich persönlich nur halb erreicht hat. Weil ich bei der Hälfte nach Hause ging. Schöne Arbeiten, ein ganz warmer Mensch, aber ich war müde.

Samstag. Ich komme erst zur Mittagspause und verpasse Peter Bi?ak erneut. Dumm, denn es ging da wohl auch um Webfonts. Prima, die beiden Vorträge, die dies Thema hatten, muss ich nun also nachrecherchieren.

Malte Christensen zeigte Beispiele von Menschen, die er kennt und deren Begeisterung für ihre Arbeit. Er machte Mut, das zu tun, was man tun will.

Dr. Wolfgang Pauser (Journalist und Professor), auch aus Österreich, hatte ebenfalls eine Vorlesung dabei, die recht launisch die Machtverschiebung vom Texter zum Grafiker, den Wandel von der Illustration als Textbeiwerk hin zum umgekehrten Verhältnis im Sinne der Visuellen Kommunikation beschrieb. Der Sprung in die digitale Welt gelang ihm nur punktuell, den weiteren Fortschritt hin zu Informationsarchitektur und User Experience lies er unbedacht. Schade. Doch ein schlauer Mann, allemal.

verpasst: Jan Rikus Hillman über die Neuaufstellung der de:bug im iPad-Zeitalter.

Tina Frank vermochte mich nicht recht zu bannen mit ihrem Beitrag über die (»sozusagen«) Erkenntnis, dass die wahre Spannung in den (»sozusagen«) Grenzbereichen der Disziplinen (Audio, Video, Grafik) sei. No offense, aber ich ging rüber, um mir

Dirk Uhlenbrock anzuschauen und sein Schaffen und Leiden der letzten Jahrzehnte mit nachzuvollziehen. Ich mag ja solche Portfolio-Talks sehr gerne. Alle kochen mit Wasser, manche heißer, und er war erfrischend ehrlich und transparent. Und sehr fleißig in seinem bodenständig ausgeflippten Stiefel, der ihm so gut passt und steht, wie seine Brille. (s. typoblog)

Mitte: Dirk Uhlenbrock

Petr van Blokland mit einem der besten Vorträge, katapultierte die Leute ins Digital, wusch ihnen die Köpfe, sprach von Cloud und Standards, adaptiven und automatisierten Layouts, hob die Trennung zwischen Print, Web und Mobile komplett auf, zeigte sein Xierpa-CMS und damit gemachte Nomad-iPad-Magazine (die html sind basieren und daher auch im Browser laufen, sich im automatisierten Layout an den Viewport anpassen und so auch auf dem Mobile funktionieren), und inspirierte zum Wachbleiben, Dranbleiben und Vornewegmarschieren. Krasses Zeug und durchweg wahr. Muss man sich auf Video anschauen, sobald es da ist. (videos wirds doch geben, oder?) (s. typoblog und evalottchen)

no error

Thomas Lupo kam zunächst als einigermaßen angeschnöselter Werberschwabe rüber, wurde aber durch seinen Projekt doch als netter Kerl neu geboren: ein erfrischendes Kreativitäts-Streetart-Bastel-Sozial-Projekt mit Favela-Kindern in Rio, das nun als Buch erscheint, wie er einmal zuviel erwähnte.

Christoph Niemann (Berlin/New York) zum Abschluß, ein bekannter Illustrator, eher Themenkarikaturist. Brilliant, chirurgisch, humorvollst, analytisch, selbstironisch und leidend. Ich hatte zwei oder drei Erleuchtungen, die ich aber sofort wieder vergessen habe. Sollte man sich auch anschauen auf Video.

Fazit:
Die Typo ist nicht billig, das Geld doch wert. Motiviert und inspiriert immer wieder.

Das Haus der Kulturen ist ein wunderbares Gebäude, nicht sehr gut zu erreichen, nicht für WLan erbaut, von Telefonnetzen unzureichend durchdrungen, obwohl das Kanzleramt nur einen Steinwurf Katzensprung entfernt ist.

Die Organisation ist tadellos eingespielt, die Dokumentation per Blog, Flickr und Twitter vorbildlich, das Essen besser als erwartet, die Österreicher in Bataillonsstärke angereist und in studentischem Punkchic gewandet. Ich wäre gerne noch geblieben, aber die Vorträge waren alle vorbei. Die Party lass ich mal lieber aus.

Nächste Typo ist erstmals in London im Oktober (»Places«), dann wieder nächstes Jahr in Berlin, Motto vorläufig: »Sustain«.

Vielen Dank, viel Erfolg, viel Spaß! Und gute Nacht.

[Update: Linkliste aller Rückblicke im Fontblog.]

Typo ’11 Bühne

11 Kommentare


  1. kosmarfeed:

    Typo ’11: Tag 2 und 3 und aus: http://bit.ly/kIXKe0

  2. Nick Blume-Zander:

    RT @kosmarfeed: Typo ’11: Tag 2 und 3 und aus: http://bit.ly/kIXKe0

  3. Design Conference:

    Der beste Blogbeitrag für Eilige über die #typo11 aufgezeichnet von kosmar (Markus Angermeier) http://bit.ly/kb5dJ6

  4. Johannes Henseler ?:

    RT @typoconf: Der beste Blogbeitrag für Eilige über die #typo11 aufgezeichnet von kosmar (Markus Angermeier) http://bit.ly/kb5dJ6

  5. dirk uhlenbrock:

    hi markus! ich wußte doch das ich das gesicht kenne – tut mir leid das ich in pre-vortrags-entspannungs-mode an dir vorbeigerannt bin.

  6. word up! | erste liga _ blog:

    […] „Brot und Butter-Jobs“ und Seelenheil. Update 22.05.2011…… Berichte bei slanted, kosmar und auf dem […]

  7. Kosmar:

    @dirk das ist ja auch tausend jahre und ein tag her 8)

  8. Jürgen Siebert:

    »…ein endloser Stream von perfektionistischen Strichzeichnungen durchgepauster, teils bekannter Fotografien, die (ich schätze mal, einem Heer von Studenten) eine Heidenarbeit gemacht haben müssen.«

    Alle Illustrationen stammen aus der Feder des Autors … hat er mir in einem Gespräch beim Speakers-Dinner bestätigt.

  9. Kosmar:

    @jürgen verstehe. (österreichische) professoren haben eindeutig zuviel zeit.

  10. TYPO Talks » 2011 » Mai » 30:

    […] Kosmar: Keynote: Christoph Keese über Tablets als redaktionelles Medium Kosmar: Oliver Reichenstein: Wir sind das Medium Kosmar: Kris Sowersby: Wines and Signs Kosmar: Javier Mariscal: Chico & Rita Kosmar: Andreas Bersch: Facebook Marketing Kosmar: Jörn Loviscach: Das Navi fürs Typo-Universum Kosmar: Heiko Scherer: Storytelling auf dem Tablet Kosmar: Typo ’11: Der Rest und raus […]

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